Es war einer der Arbeitstage, an denen einfach alles schiefging…

Und dann streikte auch noch die Rechtschreibprüfung in Microsoft Word. 80 Seiten Text und keine Möglichkeit, ihn auf grobe Tippfehler hin automatisch prüfen zu lassen. In meiner Verzweiflung fiel mir wieder das Schreibprogramm ein, das ich mal testen wollte und von dem ich wusste, das es eine integrierte Rechtschreibprüfung besaß. So lud ich mir die kostenlose Testversion von Papyrus Autor herunter. Ich war nach wenigen Tagen so begeistert, dass ich mir noch vor Ablauf des Testzeitraums die Vollversion holte.

Mittlerweile funktioniert mein Word wieder tadellos, aber das Schreiben, Lesen und Korrigieren von Text in Microsoft Word habe ich seitdem an den Nagel gehängt. Welche Funktionen Papyrus Autor – insbesondere für Übersetzer – zu einer besseren Alternative für Word machen, erfahrt ihr also hier.

Was ist Papyrus Autor?

Papyrus Autor ist eine Software für Autoren und Vielschreiber. Der Editor und die aufgeräumte Schreibumgebung machen das Verfassen längerer Texte wie Romane, Kurzgeschichten oder Fachartikel sehr angenehm. Das Schreibprogramm wartet mit einer Fülle von Komponenten und Funktionen auf, von denen auch Übersetzer und Übersetzerinnen enorm profitieren. Unter anderem finden sich in Papyrus Autor:

  • Ein Navigator als eine Art Inhaltsverzeichnis für den Text, wie z.B. für Romane, Sachbücher oder Fachartikel, um schnell zur entsprechenden Textstelle springen zu können.
  • Ein Organizer, der als Planungswerkzeug für den Inhalt des Texts oder der Übersetzung verwendet wird.
  • Ein Klemmbrett, um sich Notizen zum aktuellen Text oder für die laufende Übersetzung zu machen.
  • Eine Figurendatenbank und ein Zeitstrahl, die insbesondere von Literaturübersetzern genutzt werden können.
  • Ein Denkbrett, das als Mindmapping-Tool für die eigenen Ideen und Gedanken bei der Transkreation dient.

Mit Papyrus Autor lassen sich Texte bequemer als in Word verfassen. Zudem bietet das Tool bessere Überarbeitungsfunktionen an. Das Programm enthält in der Version 9 drei Funktionen, die für uns transkreativ tätige Übersetzer einfach klasse sind:

eine Rechtschreibprüfung mit Duden Korrektor, eine anpassbare Stilanalyse und nützliche Lesbarkeitsanalyse. Und als Sahnehäubchen noch ein umfangreicher Thesaurus dazu.

Rechtschreibprüfung: mit Duden Korrektor

Das Prüfen langer Texte in Microsoft Word ist nicht nur umständlich und langsam. Die Vorschläge sind auch nicht immer korrekt. Bei der Rechtschreibprüfung hat Papyrus Autor eindeutig die Nase vorn, da sich selbst große Volumina übersichtlich und schnell prüfen lassen. Zum einen lässt sich die Prüfung mit einem Klick auf das Wörterbuch-Symbol in der Taskleiste nach Belieben ein- und ausschalten. Zum anderem ist es möglich, die Rechtschreibprüfung feiner einzustellen.

Mit einem Klick der rechten Maustaste auf das Wörterbuch-Symbol ruft ihr das Dialogfenster „Papyrus Einstellungen – Rechtschreibprüfung“ auf. Dort könnt ihr eure Standardsprache auswählen. Neben Deutsch (DE, AT oder CH) stehen auch weitere Sprachen zur Verfügung: Englisch (UK oder US), Französisch, Italienisch, Spanisch, Niederländisch, aber auch Arabisch, Tschechisch oder Chinesisch und einige mehr.

Rechtschreibprüfung: progressiv oder konservativ?

Der große Pluspunkt von Papyrus: Der Duden Korrektor in der jeweils aktuellen Version ist bereits integriert! (Der Korrektor steht logischerweise nur für Deutsch zur Verfügung.) Bei der Arbeit mit dem Duden Korrektor könnt ihr festlegen, wie geprüft werden soll: progressiv (bei Alternativen wird die neue Schreibweise vorgeschlagen), konservativ (bei alternativen Schreibweisen die alte Rechtschreibung) oder aber kombiniert bzw. die von Presseagenturen bevorzugte Schreibweise.

Diese Einstellungsmöglichkeiten gibt es in Word überhaupt nicht. Ich habe die Rechtschreibung meiner letzten Buchübersetzung (ca. 300 Seiten) in Papyrus Autor und Word nebeneinander prüfen lassen. Papyrus Autor hat nicht nur mehr Rechtschreibfehler gefunden, sondern auch konsequent die progressive Schreibweise vorgeschlagen. In Word waren die Vorschläge ziemlich durcheinander (mal progressiv, mal konservativ).

Rechtschreibprüfung: noch schneller prüfen mit Wörterbüchern

Die Prüfung der Rechtschreibung wird mit eigenen Wörterbüchern weiter vereinfacht. Im Einstellungsmenü könnt ihr eigene Wörterbücher anlegen (z.B. für Informatik oder Gastronomie). Während der Prüfung kann ein unbekannter Begriff – hier handelt es sich oft um Fachbegriffe, die im Duden nicht enthalten sind – zu eurem eigenen Wörterbuch hinzugefügt werden.

Diese Begriffe sind somit in den Wörterbüchern dauerhaft gespeichert, sodass sie beim Prüfen des nächsten Textes nicht mehr rot unterstrichen werden (es sei denn, der Begriff enthält einen Tippfehler). Auch hier geht der Punkt an Papyrus. Denn so mühelos und benutzerfreundlich funktionieren die eigenen Wörterbücher in Word nicht.

Grammatikprüfung? Kein Problem!

Neben der Rechtschreibung gibt es auch eine Grammatikprüfung, die der in Word sehr ähnelt. Da der Nutzer auch die Darstellungsweise von Fehlern anpassen kann, kann das Markieren von Fehlern auf die eigenen Bedürfnisse angepasst und sichtbarer gemacht werden.

Es können zudem etwa 200 Regeln der Rechtschreibung und Grammatik je nach Bedarf einzeln aktiviert oder deaktiviert werden. Zusätzlich stehen noch Autokorrekturen (ähnlich wie in Word) zur Verfügung. Auch hier bleiben keine Wünsche offen.

Thesaurus: mehr Abwechslung im Text

Noch eine Funktion dürfte Übersetzerherzen höher schlagen lassen. Das Schreibprogramm enthält einen Thesaurus. Das integrierte Synonymwörterbuch ist richtig gut und enthält viele verschiedene Synonyme zu einem Begriff. Die Verwendung ist nutzerfreundlich, da ein Klick mit der rechten Maustaste in einem Wort genügt, um sich Alternativen anzeigen zu lassen. (Der Klick auf das Wort „Synonym“ zeigt beispielsweise 22 Begriffe an!)

Der Thesaurus ist eine tolle Ergänzung zu Synonymdatenbanken im Internet, ohne die transkreativ tätige Übersetzer regelrecht aufgeschmissen wären.

Stilanalyse: ein bisschen mehr Stil, bitte!

Die automatische Stilanalyse hilft, die eigene Übersetzung noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Mit dem Schreibprogramm bekommt ihr Tipps für bessere Formulierungen. Die in Papyrus Autor angebotene Analyse ist im Gegensatz zu den kostenlosen Stilprüfungen im Internet konfigurierbar.

Insgesamt stehen 7 vordefinierte Analysen zur Verfügung, die Basis, Überarbeiten, Korrekturlesen, Aufräumen, Umformulieren und Office/Science heißen.

In der Hilfe, die übrigens recht unterhaltsam geschrieben ist, erfahrt ihr mehr über deren spezifische Einstellungen und die entsprechende Nutzung. Drei weitere Vorlagen zur Stilanalyse könnt ihr sogar selbst definieren. So habe ich beispielsweise für technische IT-Marketingtexte eine passende Stilanalyse eingerichtet.

Der gewünschte Stil lässt sich mit diesen Optionen und Listen individuell anpassen:

  1. Wortwiederholung (sowie die Dichte der wiederholten Wörter)
  2. Zu lange Sätze (sowie die max. Anzahl der Wörter pro Satz)
  3. Füllwörter (Liste der Füllwörter kann mit eigenen Begriffen erweitert werden)
  4. Adjektive/Adverben (Häufigkeit von Adjektiven)
  5. Vage Begriffe
  6. Faule Verben (Liste mit schwachen, wenig aussagekräftigen Verben)
  7. Phrase (Plattitüden, flache Redewendungen)
  8. Nominalstil (wie substantivierte Verben, Passiv-Konstruktionen)
  9. Sonstiges (eigene Wörter oder Redewendungen können einsortiert werden)

Bei der Stilanalyse gilt, dass es sich bei den angezeigten Markierungen nicht um Fehler handelt, sondern dass ihr als Übersetzer einfach noch einmal einen Blick auf die Textstelle werfen solltet. Ihr könnt dann einen Satz entsprechend korrigieren, müsst aber nicht.

Lesbarkeitsanalyse

Ihr könnt nicht nur den Stil, sondern auch die Lesbarkeit eines Textes in Papyrus Autor untersuchen. Bei der Lesbarkeit wird die Länge der Absätze anhand der Anzahl von Wörtern überprüft.

Die Skala der lesbaren bis unlesbaren Absätze verschiebt sich von grün nach rot in Abstufungen. Ihr könnt vor der Prüfung in den Einstellungen angeben, um welche Art von Text es sich handelt (Belletristik, Sachbuch oder anspruchsvoller Text und Fachbuch mit komplexen Inhalt). Diese Funktion ist eine echte Hilfe beim allerletzten Feinschliff eines übersetzten Textes.

Einsatz von Papyrus Autor in der Praxis

Der Blogartikel mag sich wie eine Lobeshymne lesen, aber tatsächlich kann ich mir meinen Übersetzungsalltag ohne Papyrus Autor gar nicht mehr vorstellen. Rechtschreibprüfung in Word? Nein danke. Übersetzungen in Word überarbeiten? Bloß nicht!

Ich überarbeite so gut wie jede meiner Übersetzungen mit diesem Programm. Ich erstelle zunächst die Rohfassung meiner Transkreation bzw. die erste Version einer Übersetzung in SDL Trados Studio. Anschließend kopiere ich den zielsprachlichen Text und füge ihn in Papyrus Autor ein. (Oder ich exportiere die Übersetzung nach Word und öffne die Datei in Papyrus Autor.) Ich bearbeite meinen Text, bis ich zufrieden bin. Im letzten Schritt führe ich eine Stil- und Lesbarkeitsanalyse durch, um noch letzte Kleinigkeiten zu verbessern.

Die finale Version kopiere ich dann zurück zu Trados Studio, damit ich meine Endfassung in einem Translation Memory speichern kann. Da ich technische Marketingtexte immer absatzweise (nicht satz- oder segmentweise!) übersetze, geht das Kopieren und Einfügen von vollständigen Absätzen sehr zügig.

FAZIT:

Wer häufig kreative Texte übersetzt, im Bereich Transkreation unterwegs ist und möglicherweise auch noch selber schreibt – sollte sich Papyrus Autor unbedingt einmal näher ansehen. Die Testversion kann vier Wochen lang ausprobiert werden und die Vollversion ist außerdem preislich sehr attraktiv.

Gibt es noch mehr Übersetzer oder Übersetzerinnen, die mit Papyrus Autor arbeiten? Wenn ja, lasst es mich wissen!

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