Ähnlich wie bei einer klassischen Transkreation ist hier eine strategische Vorgehensweise wichtig: bei der Analyse und Recherche eines Keywords in der Zielsprache sowie bei der Konzeption SEO-optimierter Texte, die für die Suchmaschine aufbereitet werden.
Die typischen Textsorten für SEO-optimierte Texte
SEO-optimierte Texte sind unter anderem die Webseiten einer Website, Landingpages, Blogartikel oder die Produktbeschreibungen für Webshops.
Und interessanterweise werden auch immer mehr Anleitungen oder Benutzerhandbücher für eine Suchmaschine aufbereitet. Das liegt am sich ändernden Nutzerverhalten: Bei einer Frage zu einem Produkt oder bei einem Problem suchen Nutzer nicht mehr in Schubladen oder im Keller nach der gedruckten Anleitung, sondern greifen zum Smartphone und googeln.
Im Gegensatz zu Printtexten werden SEO-optimierte Texte für zwei unterschiedliche Zielgruppen übersetzt:
Für die Leser vor dem Bildschirm sowie für Suchmaschinen wie Google, Bing oder Yahoo. Somit besitzt ein SEO-optimierter Text zwei Textfunktionen:
Beide Zielgruppen könnten nicht unterschiedlicher sein: Zum einen haben wir einen Leser aus Fleisch und Blut und zum anderen eine Maschine mit einem Algorithmus. Beim suchmaschinenoptimierten Übersetzen bestehen die Kunst und die Strategie darin, sowohl Mensch als auch Suchmaschine zu überzeugen.
SEO-optimierte Texte zu übersetzen heißt, zwei Zielgruppen zu überzeugen
So unterschiedlich diese beiden Zielgruppen auch sind, die Differenz zwischen ihnen ist überbrückbar. Denn es gibt einen Faktor, der für beide Zielgruppen enorm wichtig ist. Der gemeinsame Nenner, auf den sich Mensch und Maschine einigen können, ist der Unique Content.
Vielleicht kennst du das von dir selbst:
Wenn du im Internet surfst, springst du zwischen vielen Webseiten hin und her. Und wenn eine Webseite nicht relevant ist, schließst du die Seite schnell wieder. Onlinetexte konkurrieren stark um die Aufmerksamkeit des Lesers, der in wenigen Sekunden entscheidet, ob er die Seite interessant findet oder wegklickt.
Wir schreiben aber nicht nur für die Leser „Unique Content“, sondern auch für die Suchmaschine. Die Suchmaschine misst unter anderem die Zeit, wie lange Leser eine Webseite besuchen. Diese Verweildauer auf einer Website ist eine wichtige Ranking-Kennzahl. Die Suchmaschine schlussfolgert also Folgendes: Je länger ein Nutzer auf einer Webseite bleibt, desto höher muss anscheinend die Textqualität sein.
Die Absprungrate, also wie viel Prozent der Website-Besucher nur eine einzige Seite aufrufen, ist ebenfalls eine Kennzahl, die das SEO-Ranking beeinflusst. Je geringer die Absprungrate, desto besser. Denn diese Zahl sagt etwas darüber aus, dass die Website interessant sein muss. Nutzer surfen in einer Website nur dann, wenn sie für sie spannend ist.
Für das SEO-gerechte Übersetzen bedeutet das: Der Zieltext muss so gut sein, dass der Leser möglichst lange auf der Seite bleibt.
Content ist der König unter den Ranking-Faktoren
Welche Merkmale hat so ein „einzigartiger Text“? Und welche Merkmale muss dann ein SEO-optimierter Zieltext haben? Dies sind die Eigenschaften, die ein SEO-optimierter Zieltext haben sollte:
SEO-optimierte Texte sind Teil des Content-Marketings
Content-Marketing spielt also eine große Rolle: Es geht hier nicht darum, Unternehmen und Produkte vorzustellen und Leser zu informieren. Denn mit rein sachlichen Produktinfos gewinnen Unternehmen heute keine Fans mehr.
Sondern es geht darum, dass die Textinhalte für die Leser nützlich und unterhaltend sind. Nur mit Unique Content schafft es ein Unternehmen, Leser an Marken und Unternehmen zu binden und sie als Leads und als Kunden zu gewinnen.
Content-Marketing ist aber auch eine Suchmaschinen-Technik: Google zum Beispiel berechnet eine Platzierung in den Suchergebnissen anhand eines Algorithmus mit etwa 200 Kriterien, den so genannten Ranking-Faktoren. Wie viele Kriterien es genau sind und um welche es sich dabei genau handelt, ist nicht bekannt – denn das ist wahrscheinlich das bestgehütete Geheimnis der Welt.
Was man aber weiß, ist, dass Unique Content einer der wichtigsten Faktoren ist und vielleicht sogar irgendwann mal das Keyword ablösen könnte. Das zumindest ist die Zukunftsprognose der zwei Experten Josef Rankl und Stefan Gottschling, die in ihrem Buch „Keywordtexten für Blogs und Social Media“ schreiben:
„Letztendlich wird es irgendwann völlig ausreichend sein, stark zu texten, ohne die Texte zusätzlich für Maschinen aufzubereiten.“
Das ist zwar ein Blick in die Glaskugel, aber schon heute gilt: Ein hervorragend geschriebener Text mit einer guten Struktur, der dem Leser einen Mehrwert bietet, erzielt ohne eine Aufbereitung für die Suchmaschine wahrscheinlich ein besseres Ranking als ein schlecht geschriebener Text ohne Struktur und ohne Lesernutzen, der auf ein gutes Keyword hin optimiert wurde.
In 7 Schritten zur SEO-gerechten Transkreation
Da Übersetzung oder Transkreation und SEO-Strategie miteinander verschmelzen, ist das suchmaschinengerechte Übersetzen ein strategisch-kreativer Prozess.
Meine Vorgehensweise zum Übersetzen SEO-optimierter Texte ist daher eine Fusion von SEO-Kompetenz und Copywriting sowie Transkreationstechniken. Diese Herangehensweise wenden im Großen und Ganzen auch Experten für internationales SEO an.
1. Ein Briefing mit dem Kunden durchführen
Es gibt fast keine SEO-Übersetzung ohne Briefing – das Briefing ist einer der wichtigsten Arbeitsschritte. Zu jedem SEO-Auftrag gehört ein Informationsgespräch mit dem Kunden. Mit einem Briefing fragen Sie wichtige Infos ab, die Sie brauchen, um einen suchmaschinenoptimierten Text transkreieren zu können.
2. Ein Keyword und ein Keyword-Set recherchieren
Es gibt 4 wichtige Grundsätze bei der Recherche und Analyse der Keywords in der Zielsprache, die du unbedingt wissen musst:
3. Den Ausgangstext in seine Fragmente zerlegen
Wenn eine geeignete Keyword-Phrase gefunden ist, kommt der dritte Arbeitsschritt: Ich gehe hier strategisch vor und zerlege den Ausgangstext in seine Bausteine. Warum?
Für eine SEO-Optimierung muss der Zieltext strukturiert sein und die Keyword-Phrasen müssen an bestimmten Stellen verwendet werden. Diese Stellen werden OnPage-Elemente genannt. OnPage-Elemente sind unter anderem die H1-Überschrift, mehrere H2- und/oder H3-Überschriften, der Texteinstieg sowie Seiten-URL, Metabeschreibung, ALT-Attribute und einige mehr.
4. Den Zieltext mithilfe einer „SEO-Vorlage“ konstruieren
Vor allem wenn es sich um eine Transkreation handelt, schreibe ich stichpunktartig die verschiedenen Argumente in die entsprechenden Abschnitte der Vorlage. Diese Stichpunkte werden dann später zum Zieltext ausformuliert. Im Zieltext kann die Argumentationskette durchaus in einer anderen Reihenfolge erfolgen. Auch die Absätze werden ggf. anders gestaltet, mehr oder weniger Zwischenüberschriften eingefügt usw.
Mit so einem logischen Aufbau ist der Text für den Leser am Bildschirm sehr übersichtlich und auch optisch ansprechend. Und Suchmaschinen lieben durchstrukturierte Texte und belohnen das mit einem besseren Ranking.
5. Den Rohentwurf transkreieren
Neben Unique Content, Verweildauer und Absprungrate ist auch die Verständlichkeit ein wichtiger Ranking-Faktor. Daher empfehle ich schon in der Rohversion folgende Daumenregeln für Online- und Werbetexte:
6. Den Zieltext sprachlich und strategisch überarbeiten
Nach der Rohfassung kommt die Überarbeitung. Bei Zieltexten mit SEO-Optimierungen empfiehlt sich eine sprachliche wie strategische Korrektur.
Bestimmte Kriterien – wie zum Beispiel die Lesbarkeit und Verständlichkeit – können mit Unterstützung von Software geprüft werden. Der Textinspektor und die Wortliga sind zwei Beispiele für kostenlose Onlinetools. Papyrus Autor ist eine Software für Autoren und Vielschreiber.
Bei der Lesbarkeitsanalyse werden bei Papyrus Autor die Sätze eingefärbt: Lila, Blau und Grün stehen für eine sehr gute Lesbarkeit. Bei Gelb ist die Verständlichkeit noch in Ordnung. Und Orange, Rot und Dunkelrot stehen für eine eher schlechte Lesbarkeit.
Bei der Überarbeitung der Verständlichkeit ist es aber nicht das Ziel, dass alle Sätze lila eingefärbt werden! Sondern Sie sollten sich auf die orangefarbenen bis dunkelroten Sätze konzentrieren und selbst entscheiden, ob eine Korrektur wirklich notwendig ist.
7. Einen Abschlusskommentar für den Kunden schreiben
SEO-optimierte Texte werden in der Regel zusammen mit Anmerkungen an Ihren Kunden geliefert. Ähnlich wie bei einer Transkreation ist ein dazugehöriger Kommentar hilfreich und auch üblich. Sie fassen quasi noch einmal zusammen, wie Sie vorgegangen sind.
Du willst mehr über SEO-Übersetzungen erfahren?
Mein gesamtes Wissen zu SEO-Übersetzungen und SEO-freundlichen Onlinetexten findest du in meinem Buch Die SEO-Übersetzung: Wie du Onlinetexte transkreativ übersetzt und für Suchmaschinen optimierst, das im Mai 2022 erschienen ist.
Super geschriebener und informativer Artikel :-). Eine sehr gute Aufstellung. In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen
Vielen Dank für deinen Kommentar! 🙂
Katja, CHAPEAU.
Ein wichtiger und wertvoller Artikel, den ich auch gern geteilt habe.
DANKE dir.
Vielen Dank, Nicole! Ich freue mich, wenn Kollegen und Kolleginnen etwas aus dem Artikel mitnehmen können 🙂
Vielen Dank, Else! 🙂